Für die Gestaltung der Energiewende und den breiten Einsatz von grünem Wasserstoff werden nicht nur Erzeugungsanlagen benötigt. Ein ebenfalls entscheidendes Element sind Speichermöglichkeiten – und zwar in großem Maßstab. Am Standort Huntorf will EWE daher eine Salzkaverne, in der bisher Erdgas gespeichert wird, auf Wasserstoff umrüsten. Wie bei anderen Wasserstoff-Projekten folgt das Unternehmen wieder dem Credo: für ein schnelles Hochfahren vorhandene Infrastrukturen sinnvoll einsetzen.
Bei der Umsetzung kann EWE auf Erfahrungen aus dem Forschungsprojekt HyCAVmobil zurückgreifen, bei dem derzeit erstmals die großtechnische Speicherung von Wasserstoff erprobt wird. Am Speicher Huntorf sollen die gesammelten Erkenntnisse in die Errichtung vielfach größerer Speicherkapazitäten fließen – für eine bedarfsgerechte und flexible Nutzung von Wasserstoff.
Bereits seit mehr als 50 Jahren ist Huntorf bei Elsfleth in Niedersachsen ein wichtiger Speicherstandort. In sieben Salzkavernen speichert EWE hier Erdgas. Bisher – denn die erste Kaverne soll für die Speicherung von grünem Wasserstoff umgerüstet werden. Dafür ist keine neue Bohrung nötig. So ist die Umwidmung, inklusive neuer Anlagen über Tage, schneller realisiert – bei geringeren Kosten.
Wie bei den Kavernen kann EWE auch in Sachen Know-how auf Vorhandenes zurückgreifen: Denn mit dem Projekt HyCAVmobil leistet das Unternehmen derzeit - in kleinerem Maßstab – wertvolle Grundlagenarbeit, die nach der Fertigstellung in 2024 bei der Umrüstung in Huntorf zum Tragen kommen soll.
Zur Umrüstung des Kavernenspeichers in Huntorf gehört die gleichzeitige Anbindung an das überregionale Wasserstoffnetz – genauer gesagt: an das H2-Netz der Fernleitungsnetzbetreiber (FNB Gas) und an den European Hydrogen Backbone (EHB). Über diese Anbindung kann dann Wasserstoff aus dem Netz in der Kaverne eingelagert werden. Dazu wird es unter hohem Druck in den unterirdischen Hohlraum gepresst.
Wird mehr Wasserstoff benötigt als das Netz derzeit bereitstellen kann, wird der Wasserstoff aus dem Speicher wieder ausgelagert, also herausgeholt und über das Leitungssystem zu den Nutzern transportiert. Das stärkt die Versorgungssicherheit, da so die volatile Verfügbarkeit erneuerbarer Energien und eine schwankende Nachfrage ausgeglichen werden können.
In Huntorf will EWE einen vorhandenen Kavernenspeicher auf Wasserstoff umrüsten - mit weitestgehend vorhandener Infrastruktur.
Der Speicher wird Platz für bis zu 70 Gigawattstunden Wasserstoff bieten. Das entspricht in etwa der Gesamtheit aller Stromspeicher, die heute in Deutschland vorhanden sind.
Speichern, wenn im Netz überschüssiger Wasserstoff verfügbar ist – auslagern, wenn größerer Bedarf besteht: Der Speicher stärkt die Versorgungssicherheit der Region und das mit umweltfreundlichem Wasserstoff.
EWE steht in den Startlöchern. Vorbehaltlich der Fördergenehmigung durch die Europäische Kommission könnte der Bau 2024 beginnen. Die Speicherung von Wasserstoff könnte dann 2026 starten.
Die großskalierte Speicherung ist ein entscheidendes Glied in der Wertschöpfungskette einer starken Wasserstoffwirtschaft. Gemeinsam mit drei weiteren Teilprojekten rund um die Erzeugung und den Transport von grünem Wasserstoff hat sich EWE deshalb bereits im Februar 2021 für die dringend benötigte Förderung im Rahmen des europäischen IPCEI-Programms (Important Project of Common European Interest) beworben. Die vier Programme umfassen gemeinsam eine Investitionssumme von knapp einer halben Milliarde Euro.
Sollte die EU-Kommission die Förderung zusagen, werden umgehend die nächsten Schritte eingeleitet. Schon 2024 könnte die Umrüstung der Salzkaverne beginnen. 2026 ist dann mit der ersten Einlagerung von grünem Wasserstoff zu rechnen.